Sonntag, 1. Juni 2008

Segesta und Palermo

Mittwoch, 21.05.2008


Mit Erice hatte ich gestern morgen wirklich Glück, denn heute ist es wieder von dichten Wolken umhüllt - gestern abend auch schon. Nachts war es aber klar, denn ich konnte von meiner Terrasse aus gut die Lichter von Erice sehen!

Wenn ich nach Südwesten schaue und ein paar Stufen auf mein Zimmerdach hochsteige, kann ich wundervoll aufs Mittelmeer und die egadischen Inseln blicken. Ist schon toll. Dort überm Meer ist auch der Himmel am blauesten! In Trapani selbst scheint die Sonne.

Ihr könnt nun gerade meine letzten Fotos bestaunen - ich packe schon und fahre dann die Autobahn nach Palermo und mache in Segesta längere Station. Im Landesinneren hängen allerdings Wolken, mal sehen, wie es dann letztlich wird.

Übrigens stimmt der Eindruck von Trapani, dass es etwas Besonderes ist: Anders als in Siracusa und Agrigento ist die Altstadt selber das "Geschäftsviertel": In den alten Häusern und Palazzi befinden sich viele normale und auch sehr noble Geschäfte und Boutiquen. Das macht schon einen besonderen Reiz aus. Die mit Steinplatten akkurat ausgelegten Straßen und Gassen sind hier aber überall, in allen Orten, stets sehr ordentlich und sauber. Das entspricht so gar nicht unserem Vorurteil von Sizilien!



Hafen von Trapani


- abends -

Wieder ein Tag voller Überraschungen! Bei Sonne fuhr ich in Trapani los, aber im Landesinneren quollen doch recht viele Wolken. Zunächst aber führte mich die Straße vom Hafenviertel zur Autobahn direkt an der Lagune von Trapani mit dem Salinengebiet vorbei. Da habe ich natürlich gleich einen Abstecher gemacht und mir nun doch noch im Morgenlicht die berühmten Salinen von Trapani angesehen - auch die schöne und typische, darum oft fotografierte Salz-Windmühle fand ich auf Anhieb und war ganz glücklich, diese alten Anlagen und Bassins, die immer noch zur Salzgewinnung genutzt werden, live und in Farbe zu sehen! Natürlich ist das Gebiet der großen Lagune sehr weitläufig, und es gibt viele Salzmühlen, aber eben eine besonders schöne, und die habe ich gefunden. Der Tag fing wirklich gut an, die Fotos werden es zeigen.



Salzmühle der Saline Culcasi


Dann Segesta. Nicht zu verfehlen, man folge nur den Omnibussen. Offensichtlich war heute großer Schulausflugstag, denn es waren hunderte Kinder unterwegs mit Lehrerinnen usw. An denen war ich aber schnell vorbei. Das Wesentliche von Segesta ist der Tempel, wem auch immer geweiht (man weiß es nicht), es ist der besterhaltene und von je her unvollendete Tempel auf Sizilien, und das kleine, aber besonders schicke griech. Theater, das eigentlich dann ein römisches Theater ist, weil die Römer es zuletzt genutzt haben. „Zuletzt“ ist auch nur eine Vermutung, denn die Geschichte von Segesta, der Bergstadt oberhalb des Golfes von Castellammare, ist sehr wechselhaft gewesen.



Tempel von Segesta



Zuletzt haben nachweislich die Araber und dann noch die Normannen dort Siedlungen bzw. eine Festung gehabt. Das griech. Segesta hatte wie andere siz. Städte auch (ich schrieb es schon) öfters Pech mit seinen Koalitionen; zur Auswahl standen Athen, Syracus, Karthago, Agrigento. Zweimal haben sie auf die Verlierer gesetzt - das letzte Mal war es der Untergang des antiken Segesta. Die Römer haben dann 200 Jahre später wenigstens das Theater wieder auf- und umgebaut. Diese griech Theater liegen immer landschaftlich zauberhaft mit tollem Blick, so auch dieses. Das habe ich so noch nicht gewusst, es muss diese jeweils ausgezeichnete, exponierte Lage eine besondere Bedeutung gehabt haben. Theater in Griechenland hatte eben immer auch etwas mit Religion zu tun. Segesta war also sehr interessant, mehr ist bei Wikipedia nachzulesen.



Teatro Greco Segesta



Einen Fehler hab ich in Segesta gemacht: Da es bewölkt und sehr windig war, als ich ankam, ließ ich meinen breitkrempigen Australo-Hut besser im Auto, wegen der „Segelwirkung“. Ich vergaß aber, dass ich die Sonne anzuziehen scheine, denn als ich durch das antike Gelände stiefelte und kraxelte (Bergstadt!!), schien die Sonne fast in einem fort. So konnte ich tolle Fotos mit reizvollen Wolken machen, um die Trümmerhaufen, - Verzeihung, die antiken Schätze zu präsentieren...





Dann weiter nach Palermo. Also Palermo. Diese Stadt ist genau so, wie Siziliens Ruf: laut, dreckig, heruntergekommen, straßenweise richtig verkommen: eine ramponierte, verblasste Schönheit! Man merkt und sieht zwar, dass inzwischen begonnen wurde, etwas dagegen zu tun, aber was in Jahrzehnten oder Jahrhunderten versäumt wurde, lässt sich so bald nicht sichtbar ändern. Ich bin mehr als 3 - 4 Stunden kreuz und quer in der Altstadt zu Fuß gelaufen, habe alle Sehenswürdigkeiten aufgesucht und immer gehofft, doch noch die schöne Seite von Palermo zu finden. Bisher ist mir das nicht gelungen. Selbst der eigentlich ganz schön gelegene Sporthafen nimmt nur einen kleinen ansehnlichen Uferstreifen ein, dann folgen gleich wieder Ruinen und Baugruben. Die „Prunkstraßen“ (Vittorio Emmanuele und die „Marqueda“) sind enge, sehr dreckige und sehr lange Straßen, an denen sich abschnittsweise Geschäfte angesammelt haben, immer wieder unterbrochen von völlig desolaten Fassaden ehemaliger Palazzi. Wenn hier die Mafia regiert hat, dann hat sie Palermo gründlich abgewirtschaftet. Wie man von Palermo so schwärmen kann (ja, man kann, ich hörte und las davon!), ist mir ein Rätsel. Nur Neapel muss ähnlich schaurig schön sein; Müllberge gibts hier auch genug, habe ich sonst nirgendwo in Sizilien gesehen.



Piazza Bologni



Zum Glück habe ich meine Sizilien-Rundfahrt nicht in Palermo begonnen, was hätte ich dann wohl für einen schlechten Eindruck von dieser herrlichen Insel bekommen! Jede andere Stadt, die ich bisher gesehen habe, ist tausendmal schöner und sehenswerter als Palermo; vielleicht ist nur noch Messina ähnlich, wenngleich viel kleiner, das habe ich darum bewusst ausgelassen. Wenn man also über Messina nach Palermo reist, um Sizilien kennenzulernen, dann kann man nur den schlechten Ruf des „Südens“ Italiens bestätigt bekommen. Zum Glück ist alles andere, was ich von Sicilia gesehen habe, unvergleichlich viel herrlicher und schöner - und das ist der weitaus größere Teil!! [Später Nachgetragen: Mein anfänglicher Eindruck ist doch zu negativ; ich habe nach und nach auch die Schönheit Palermos entdecken können!]



Hauptportal der Kathedrale



Morgen werde ich hier gleich wieder die Flucht ergreifen - tagsüber, und in den nahen Bergort Monreale fahren und ins berühmte Seebad Cefalu, das als Kleinod der Nordküste gilt. Wollens hoffen! Umso mehr freue ich mich dann wieder auf Catania, das einen rühmlichen Schlusspunkt meiner Reise setzen wird

Das Hotel hier liegt sehr zentral und ist völlig ok, sauber und ordentlich. Es hat eine fantastische Dachterrasse! Nur Internet haben sie nicht über WLAN (WiFi), sondern nur am hoteleigenen Terminal neben der Lobby. Das geht zwar auch, ist aber nicht so bequem wie mit dem eigenen Notebook.



Dächer und Golf von Palermo



Gute Speiselokale habe ich allerdings schon entdeckt; für gutes Essen ist also gesorgt, das ist ja auch nicht unwichtig... :-)

1 Kommentar:

Sizilien Ferienwohnung in Terrasini Palermo hat gesagt…

Haben Ihren Blog mit Freude gelesen und bin als eingewanderte Deutsche in Sizilien ( Palermo ) seit nunmehr 1nen Jahr ansässig.

Ihre Rundreisebeschreibung hat richtig Appetit auf Sizilien gemacht, wir haben ähnliche Routen hinter uns und haben nach 40 Jahre Reisen in Sizilien immer noch nicht alles entdeckt, was mich allerdings wundert ist, dass Ihnen Catania besser als Palermo gefallen hat, obwohl Sie ja leicht Ihre Meinung revidieren, kann ich nach einem Besuch in Catania nur sagen, Palermo ist einfach interessanter, aber das ist ja wie alles im Leben Geschmacksache. Es hat sich auch sehr viel in Palermo geändert, ich glaube die neuen Herren die in Palermo das sagen haben (Commune di Palermo ) haben so einiges ins Rollen gebracht und das ist Gut so.
Freundliche Grüße Hannah