Samstag, 31. Mai 2008

Selinunte und Trapani

Montag, 19.05.2008



Das war ein bisher schon langer und erlebnisreicher Tag. Ich hatte gestern gar nicht davon geschrieben, dass heute noch ein Highlight der Altertümer anstand: SELINUNTE, die älteste südsizilische Stadt, Blütezeit vom 7. bis 4. vorchr. Jhdt.: 409 v.Chr. wurde sie endgültig zerstört und aufgegeben. Den Rest besorgten später zwei größere Erdbeben, die übrigens im 14. Jhdt. n. Chr. fast alle Tempelanlagen auf Sizilien in Trümmer legten.

Selinunte ist auch ein einziges Trümmerfeld, aber die Trümmer sind schon kolossal! Ein halber Tempel steht auch noch. Dafür ist die Anlage der Akropolis wunderbar zu erkennen und sehr lohnend zu begehen. Man sieht die Quartiere, Hauseingänge, Stadtstraßen, Brunnen, Wasserleitungen und viele Einzelheiten mehr. Man stellt sich vor, man ginge durch eine Stadt, die eben noch bewohnt war, die dann aber ein Hurrikan eingeebnet hätte....



Selinunte



Selinunte hatte Pech: zweimal stellte es sich auf die falsche Seite, einmal auf die der von Syracus vernichtend geschlagenen Athener (im ersten peloponnesischen Krieg), dann später auf die Seite von Syracus, das dann Karthago unterlag. Da haben die Tempel nicht viel genützt. Die Römer haben noch einmal eine Besiedlung versucht, aber die damaligen Trümmer müssen schon abschreckend genug gewesen sein: Es wurde nichts rechtes draus. Lebendige Geschichte!



Akropolis





Es war in Selinunte noch sehr heiß, fast stechend, und schon stark dunstig. Ab spät mittags zog es dann völlig zu, so dass ich geradeswegs nach Trapani fuhr, ohne noch an den Salinen auszusteigen: vielleicht morgen. In Trapani zeigte sich mir Sizilien von der feuchten Seite: Es schauerte und stürmte. Ich bezog mein luxuriöses Hotel in der Altstadt (ich habe eine eigene Dachterrasse mit Blick über die Dächer von Trapani bis auf die Berge - Expedia bewährt sich wieder einmal!) und machte mich dann dennoch auf den Weg, Trapani zu erkunden. Dabei geriet ich zuerst noch bei trübem Wetter in ein ziemlich heruntergekommenes Hafenviertel jenseits der Piazza Garibaldi (nach dem Befreier der Königreiche von Neapel und Sizilien von bourbonischer Herrschaft), das zu hässlich war, als dass es malerisch hätte sein können. Ich war schon sehr enttäuscht von Trapani und der Lage meines Hotels, bis ich dann in die andere Richtung auf der Halbinsel landeinwärts ging, und da enthüllte mir Trapani seine Pracht: eine stolze, einmal sehr reiche Handelsstadt offenbar! Prächtige Palazzi, eine Unmenge Kirchen, sehr viel Restauriertes und natürlich auch noch viel Altes: solch eine alte Stadt (Trapani gelangte unter den Arabern zur ersten Blüte, also im 9. Jhdt.) ist ja ein Fass ohne Boden, wenn man ans Restaurieren geht. Die aus den Gassen und Gebäuden sprechende Geschichte macht ja gerade den Charme einer solchen Stadt aus.

Und was geschah dann? Die Sonne kam wieder heraus, und jetzt ist strahlend blauer Himmel, es verspricht ein wunderschöner Abend zu werden. Ein gutes Ristorante habe ich auch schon entdeckt - was will ich mehr?

Leider mussten meine müden Füße einige Wege doppelt gehen, denn ich wollte doch die prächtigen Fassaden der Palazzi nun auch im Sonnenschein ablichten!



Corso Vittorio Emmanuele



Heute ist es mir gelungen, endlich ein Gelato zu verspeisen: gestern hatte das ja wegen der langen Schlangen vor den unzähligen Gelaterias nicht geklappt: Eis ist hier ein Lebensmittel wie andernorts ein Bier! Man isst es hier so wie ein "Hamburger": in ein aufgeschnittenes süßes Milchbrötchen (brioche) wird je nach Wahl eine Unmenge Eis gestrichen, bis man "finito" ruft. Dann hat man ein halbes Pfund Eis und eine echte Zwischenmahlzeit so gegen 5 p.m., wie es hier viele tun. Dies köstliche Eis isst sich allerdings auch genauso schwierig wie ein Hamburger: es kleckert und tropft, wenn man nicht schnell genug is(s)t!

Jetzt mache ich mich an die Fotos, steige in mein Jacuzzi und mache mich dann fertig fürs Dinner!



Über den Dächern von Trapani



Internetzugang ist hier wieder ganz bequem mit WLAN und frei.


Ich habe wirklich vorzüglich gespiesen (und natürlich Wein getrunken - man wird hier glatt zum Säufer), heute war es am besten, dabei habe ich jeden Abend bestens diniert! Sizilien hat da wirklich etwas zu bieten, man hat seine helle Freude an dieser schönen Insel. Ich bin ebenfalls überrascht, wie prunkvoll, reich, sauber und gepflegt hier die Städte wirken, besonders Siracusa und jetzt Trapani. Trapani ist überhaupt die Spitze: So viel gediegenen Wohlstand habe ich hier sonst kaum je gesehen: in den Gassen nur Nobelgeschäfte!! Entsprechend ist die Gastronomie, nicht ganz billig, da war Catania "billiger". Wer hat schon je etwas von Trapani gehört? Das sollte sich ein Norditaliener einmal ansehen: Sizilien braucht sich nicht zu verstecken!!





Viva Sicilia!

Keine Kommentare: