Samstag, 31. Mai 2008

Erice und Zingaro

Dienstag, 20.05.2008



Nach einer erquickenden Nacht (ich konnte zwar wegen des Windes die Terrassentür nicht auflassen, aber vorher gut lüften, der Seewind ist frisch, und ich habe hier ja von 3 Seiten Meer) begrüßten mich die Sonne und blauer Himmel, dazu riesiges Mövengeschrei - da sag Du noch etwas gegen Tauben und Elstern! Sie hocken auf dem Gesims der Kirche gegenüber und ersparten mir den Wecker. An Hand der Fotos hast Du wohl schon die Lage meiner Suite gesehen. Selbst das Frühstück war ausnahmsweise reichlich (Italien kennt da nur Café bzw. Cappuccino und Croissants, wie in Frankreich; wenns hoch kommt, gibt es Joghurt): viel Süßes, Gebäck, Kuchen und Patisserie, je südlicher desto süßer das Gebäck und desto schärfer das Essen! Mein Couscous gestern mit grilliertem Fisch war köstlich. Davor Antipasti vom Buffet: Du glaubst gar nicht, was da alles für Köstlichkeiten aufgetischt sind, die ich zwar riechen und mit den Augen bewundern kann, die ich aber nur teilweise identifizieren kann. Schmecken tut alles absolut köstlich! Also von guter Küche verstehen die Sizilianer etwas!

Überhaupt muss ich das Image von Sizilien stark korrigieren. Man verbindet es ja entweder mit dem "Süden", d.h. dem Armenhaus Italiens, oder mit der Mafia. Beides hat sicher irgendwo etwas Recht, aber es prägt nicht das Bild und den Eindruck, den ich gewinne. Da herrscht so viel Schönheit und Eleganz, reiche Geschichte und ansprechende Gegenwart. Hier in Trapani ist die Altstadt wunderschön hergerichtet, gestern im nächtlichen Lampenlicht sah es fast wie eine Illumination aus: die verzierten Portale und Fassaden den Palazzi und Patrizierhäuser sind beeindruckend. Dazu die Sauberkeit und die Ordnung, die sie haben, die entsprechen so gar nicht unserem Cliché von Sizilien. Da ragt Trapani sogar über alle Städte hinaus, die ich sonst gesehen habe.



Erice



Heute geht es in die Berge nach Erice, dem berühmten mittelalterlichen Bergdorf ganz der Nähe (es führt auch eine Seilbahn hinauf auf die 700 m Höhe der Ortslage) und weiter ins Inselinnere nach Segesta mit ihren Tempelanlagen und Theatern. Das norditalienische Tiefdruckgebiet lässt es nicht nur in Süddeutschland regnen und schneien, wie mir Bruno schrieb (das Engadin sei wieder ganz weiß!), sondern führt hier nach Süden einen recht frischen Wind mit; das ist eigentlich recht angenehm.


- abends -

Heute gabs eine Programmänderung. Das Gute ist ja: Ich beschließe selber darüber. Generell brauche ich hier nie zu überlegen, was ich an diesem Tage machen soll, sondern vielmehr: was ich unterlassen, was ich auslassen soll. Es gibt so viel zu sehen, dass ich sowieso nur eine Auswahl treffen kann.

Zuerst also Erice. Auf den Fotos gestern ist auf einem Bild von meiner Dachterrasse aus ein wolkenverhangener hoher Berg zu sehen. Dort oben liegt ERICE. Als ich heute da oben war, gabs natürlich keine Wolken, sondern strahlende Sonne. Schon die Auffahrt war ein Erlebnis: eine sehr kurvige Straße, die praktisch von 0 auf 700 m hinaufführt: der Blick wird von Kurve zu Kurve besser! Ich war so früh dran (wenig nach 9 am), dass ich in aller Seelenruhe fahren, schauen und auch gelegentlich zum Fotostopp anhalten konnte. Oben war es dann noch reichlich frisch, aber die Sonne half. Was es dort Fantastisches zu sehen gibt, zeigen die Bilder: sowohl im malerischen Bergort selber mit Kirchen und Burgen, als auch die Ausblicke!!! Wahnsinn. Zur Hochsaison soll es dort bersten vor Menschen, die Straße hinauf und hinunter immer verstopft. Damit hatte ich keinerlei Problem: Ich war noch fast allein im Ort, erst nach und nach kamen vereinzelt Tourbusse: viele Franzosen und Holländer, auch Deutsche natürlich.



Golf von Bonagia


Überhaupt trifft man wenig Einzelreisende, ich meine mit eigenem Auto oder Mietwagen. Meist sind es Bustouristen. Da gibt es kaum Kontakte. Auch hier im Hotel sind nur wenige Gäste: Italiener und Franzosen, ach ja, ein US-amerikanisches Paar ist noch da, wie ich beim Frühstück feststellen konnte. Wie überall in Trapani (gesprochen übrigens "tráppani") herrscht auch hier im 4-Sterne-Hotel "Zucht und Ordnung": Frühstück gibt es zwischen 8 und 9, Toleranz 15 Minuten, steht groß auf einem Zettel Zimmer!

Im Anschluss an Erice fuhr ich nicht nach Segesta weiter (liegt an der AB nach Palermo, mache ich morgen), sondern in den wildromatischen Naturpark ganz im Nordwesten, in den Zingaro-Nationalpark. Es ist einer der ersten Nationalparks überhaupt gewesen auf Sizilien, schreibt der Reiseführer. Dort hinein bin ich knapp 2 Stunden gewandert: fantastisch! Sonne, Meer, Blumen, Düfte, wilde Küste - und noch relativ wenig Menschen: parken kein Problem; das soll im Sommer dann ganz anders sein!



Von dort bin ich dann in einem Bogen um den Park herum an den nordwestlichsten Zipfel Siziliens gefahren, nach San Vito do Capo. Eigentlich erwartete ich nur ein verschlafenes Nest auf einem Felsen am Ende der Welt, vielleicht noch einen Leuchtturm. Was ich vorfand, war ein wunderhübsches, ansehnliches Seebad in einer langgezogenen Bucht mit tollem Sandstrand! Im Sommer muss es dort überlaufen sein, denn von Palermo ist es nur 1 Stunde entfernt, und von Trapani noch weniger. Sandstrand ist an der Nordküste eher selten! Ich traf es natürlich ruhig dort an, mitten in der Woche im Mai. Den Leuchtturm gab es aber auch, seht nachher selbst. Ich konnte noch bei Sonne einige Fotos machen, dann zog es bei stürmischem Wind schnell zu. Auf der Rückfahrt nach Trapani (45 min.) gab es einen kräftigen Schauer - störte mich da nicht mehr. Jetzt sitze ich an der offenen Dachterrasse, und die Sonne scheint wieder!! So soll das sein...



Zingaro Naturpark


Jetzt ruhe ich ich aus, bin ganz schön geschafft. Abends gibt es wieder etwas Gutes, ich habe noch ein weiteres Restaurant in der Nähe ausgemacht und mich gestern dort angemeldet; das ist hier nämlich besser so: Trapanesen gehen offenbar auch sehr gerne essen!

Auch hier im schönen Trapani könnte ich es gut noch länger, viel länger aushalten. Die Egadischen Inseln liegen direkt ja vor der Haustür!! Und die Salinen habe ich heute wenigstens von oben gesehen! Morgen geht es also über Segesta nach Palermo, schon fast meine letzte Station!



San Vito do Capo

Keine Kommentare: