Sonntag, 1. Juni 2008

Taormina

Freitag, 23.05.2008 - mein letzter Tag, schnief ...



Die Sonne meinte es noch einmal allerbestens mit mir: Bei strahlendem Wetter fuhr ich früh von Palermo ab, allerdings war da noch (8:30 h) richtig Rushhour, so dass ich den Straßenverkehr noch einmal in vollen Zügen genießen, alle Tricks, die ich inzwischen für Sizilien gelernt habe, anwenden und mich endlich erfolgreich in der gewünschten Richtung durchsetzen konnte... Nach einer halben Stunde war ich dann auf der AB Richtung Catania - Taormina: Nach Catania sind es von Palermo ziemlich genau 200 km, dann noch einmal 65 km bis nach Taormina. Ich habe die gesamte Strecke dann in rund 3 Stunden bewältigt und konnte ab 12 Uhr dann Taormina entdecken. Auf der AB war wenig Verkehr.

Zunächst aber noch zu der Fahrtstrecke quer durch Sizilien. Es ist eine sehr reizvolle Berglandschaft, durch die Autostrada 19 führt. Sie ist bestens ausgebaut und bringt einen zweimal hoch hinauf über die Berge mit langen Steigungen und Tunneln. Die Nordseite ist zuerst ziemlich karg, nur Wiesen, die aber kaum als Weide genutzt werden. Weiter oben, wo offenbar der Regen besser hinkommt, ist es sogar stellenweise bewaldet. Aber erst, wenn an den Kamm überwunden hat, sieht es anders aus: In den Tälern findet man Äcker und Weiden, die Berge selbst sind verkarstet und wild. Es müsste toll sein, dort einmal das Landesinnere mehr zu entdecken, besonders die kleinen Ortschaften, an denen man in der Ferne vorbeikommt. Richtig in der Mitte ragt Enna auf einem hohen Felsen über die übrige Landschaft heraus; ich habe eine Moment überlegt, dort hinein einen Abstecher zu mache, der Ort ist schon etwas berühmt. Aber ich habe mich zugunsten von Taormina entschieden und es (leider!) gelassen. Von Enna aus, sogar von der AB, sieht man schon den Ätna als alles beherrschenden Vulkanberg, wie immer mit Wolken- bzw. Rauchkrone. Wenn er aus dem Dunst aufsteigt, ist das wirklich sehr eindrücklich. Von dort an geht es nur noch abwärts die letzten 60 km nach Catania. Da wandelt sich die Landschaft noch einmal grundlegend: Je näher man nach unten und Westen zum Ätna hinkommt, desto fruchtbarer und lieblicher wird die Landschaft. In dem weiten Flusstal, dem die AB jetzt folgt, sind Obstplantagen zu sehen, die typischen südlichen Bäume (Palmen, Zypressen) rahmen die wieder zahlreichen Anwesen. Am weiten Hang des Ätna finden sich die vielen Apfelsinen-und Zitronenhaine, die dort die Landschaft so wunderschön prägen.



Majestätisch der Ätna



Überhaupt wird einem beim Durchfahren deutlich, wie sehr der Ätna um Catania herum, man kann auch sagen zwischen Catania und Taormina, den Landschaftscharakter prägt, nicht allein durch seine majestätische Anwesenheit, sondern auch durch die Fruchtbarkeit, die er spendet in Form der mineralreichen Asche- und Lavaböden und in Form der Feuchtigkeit, da er immer Wolken bildet, die abfließende Bäche mit Regenwasser füllen, und schließlich noch durch den idealen Neigungswinkel, dem seine Südhänge folgen und sich der Sonne prächtig darbieten. Kein Wunder, dass es dort mit Apfelsinen und allen sonst erdenklichen Obstsorten und natürlich mit Weinbergen aussieht wie in einem Paradiesgarten! Das unterscheidet übrigens Catania am stärksten von Palermo, dass ja „nur“ im Schatten der Nordküste liegt. Allein die vielen kleinen Obst- und Gemüsewagen, die man hier in Catania an allen Ecken findet, bringen den Reichtum und die Düfte und Aromen der Umgebung direkt ins Herz der Stadt. Vielleicht gefällt mir auch deswegen Catania so gut. Diese Stadt kann sich wirklich im Glanz des Ätna sonnen - und muss daher auch mit seiner Gefahr leben können.



Teatro Greco von Taormina


Zu Taormina habe ich nicht viel zu schreiben. Das muss man sehen! Die Fotos werden es zeigen. Es liegt wirklich atemberaubend schön und romantisch, fast schon kitschig schön, wenn es nicht die Natur wäre, die hier so aussieht! Ihr werdet es sehen, was ich meine. Ich war ja am Anfang schon einmal kurz in Taormina und habe es genossen, jetzt mehr Zeit zu haben; da habe ich noch ganz andere Seiten und Winkel kennengelernt abseits der Touristenströme, die sich dort natürlich busseweise ergießen. Man hat aber große Parkhäuser am Ortsrand in den Berg gebaut, für PKW und Busse, und dann einen kostenlosen Pendelverkehr in den Ort oben eingerichtet, so dass der Besuch bequem gemacht ist und der Ort selbst vom Touri-Verkehr entlastet ist. Der Verkehr der Einheimischen reicht dann noch vollkommen, obwohl die Hauptgassen reine Fußgängerzonen sind. Ich bin also die vielen, vielen Stufen runter ans Meer gestiegen zu der berühmten Bucht mit der Isola bella und dann auch wieder hinauf; da waren nur ganz wenige zu Fuß unterwegs! Es gibt aber eine Seilbahn, die Oben und Unten verbindet.



Taormina, Ortseingang



Nachher werde ich noch einen Stadtbummel machen und ein schönes Essen in einem mir bereits bekannten Ristorante einnehmen. Es wird gebührend Abschied genommen - Sizilien ist es allemal wert!

Catania - sie hat etwas Besonderes, diese Stadt. Es sind sicher auch die schönen, großen Plätze, die es gibt, wie Perlen an einer Schnur: Piazza Duomo, Piazza Unversitate, Piazza Stesicoro. Die "Schnur" ist die Via Etnea als breite, von wunderschönen Palazzi gesäumte Prachtstraße, und sie entlang kann man in diesem Abschnitt (ca. 1 km) auch als Fußgänger wunderbar flanieren, denn sie ist verkehrsberuhigt: Es dürfen nur Taxen und Busse durchfahren. Das ist sehr viel wert, man kann durchaus mitten auf der Straße gehen. - So etwas kennt man in Palermo überhaupt nicht. Gegenüber Trapani ist Catania wirkliche Provinzhauptstadt, großartig und sehr repräsentativ. Trapani ist da von eigener, stillerer Eleganz. - Freitag abend in Catania, das ist wirklich ein Erlebnis, denn da ist in der Stadt besonders viel los: Man kann zuschauen ohne Ende! Einfach toll!!



Piazza dell' Universitá, Catania



Den Leihwagen gebe ihn morgen früh direkt vor dem Einchecken ab. Mein Flug geht um 8:50 h ab Catania, dann bin ich um 11:30 h in Düsseldorf.

Samstag, 24.05.2008





Mit diesem Blick heute morgen zurück auf den Ätna vom Fontanarossa
Aeroporto (Catania) aus verabschiede ich mich von dieser herrlichen
Sizilienreise und freue mich nun auch im Rückblick an den Bildern und Erlebnissen!



Mazzaró (Taormina)

Hier gibts eine knappe Zusammenstellung der schönsten Sizilienfotos im Fotoalbum!

Monreale und Cefalu

Donnerstag, 22.05.2008




Es ist heute wieder ein wunderschöner Tag mit Frühstück oben auf der Dachterrasse des Hotels mit fantastischer Aussicht!! Von oben sieht Palermo hinreißend aus: die verzierten Kirchtürme im gleißenden Sonnenlicht, toll.

Das Dinner gestern war etwas sehr Besonderes; so werde ich mir das nicht noch einmal leisten. Wenn man es als Gesamtkunstwerk sieht (Ambiente, Service, Darbietung und Genuss), war es seinen Preis wert, einschließlich des vorzüglichenWeines, den der Wirt mich aus verschiedenen Sorten vorher kosten und aussuchen ließ. Hab ich so noch nie erlebt!

Was das Auto angeht: Palermo ist Härtetest, mein Motto: nur nicht aus der Ruhe bringen lassen. Ich hab sogar um die Ecke einen Parkplatz gefunden und musste nicht auf die sehr teure Garage (15 € die Nacht) in einiger Entfernung zurückgreifen. Man muss zwischen 2 und 4 Uhr pm in die Stadt kommen dann ist es relativ ruhig und leer!

Von wegen rasen: das tun hier nur die jungen ragazzi, die alle F. Massa sein wollen in einem Ferrari, aber bloß einen Fiat Punto haben... Ich fahre sehr beschaulich, denn ich will etwas sehen beim Fahren. Außerdem spart das Benzin, welches ja immer teurer wird. Ich denke, am Jahresende spätestens sind wir bei 2 € je Liter... Das Autozeitalter, wie wir es kennen, geht zu Ende.

So, nun geht es raus. Danke für das Lob; mir reicht es, wenn meine Bilder und Berichte gefallen!



Frühstück über Palermo



Palermo ist am schönsten im Hotel - genauer: vom Hotel, nämlich von der Dachterrasse aus, auf der auch das Frühstück serviert wird. Einen tollen Blick hat man von dort oben über die Dächer, Türme und Kastelle bis hin zum Hafen und über den Golf von Palermo. Das sieht schon gut aus. Heute habe ich ein bisschen besseres Bild von P., ich musste mich nur erst wieder an den Dreck und Gestank einer Großstadt gewöhnen. Das ist Palermo jedenfalls.



Monreale: Piazza Duomo



Richtig angetan hat es mir der kleine Ort Monreale 10 km südlich auf einer Bergterrasse gelegen, darum auch mit ausgezeichnetem Blick auf ganz Palermo und die Bucht. Berühmt ist Monreale für seine Normannen-Kathedrale aus dem 12. Jhdt. Sie ist innen aber reichlich barock überarbeitet und nahezu völlig vergoldet! Ein paar Bilder werden es zeigen. Das Örtchen selber (eine kleine Stadt am Berge) hat Charme und ist sehr hübsch. Die Tourbusse klappern nur den Dom ab, ein paar Schritte weiter sind viel weniger Touristen. Offenbar beginnt das typische Tagesprogramm eines Gruppenreisenden, der in Palermo stationiert ist, mit Monreale, ehe es dann nach Segesta und eventuell noch nach Selinunte weitergeht. Das kann man mit dem Bus durchaus an einem Tag schaffen. Und so, wie viele Gruppen da eilig durchgeschleust werden, muss das Programm entsprechend sein: die Antike in einem Tag - na, zwei, denn Agrigento steht auch auf dem Pflichtprogramm, und das ist etwas weiter zu fahren und dauert auch von der Besichtigung her länger. Nach Siracusa oder Trapani kommen aber die wenigsten, das kann man eindeutig feststellen, selbst Erice ist „nur“ Sonderprogramm ganz emsiger Bustouren durch Sizilien!



Blick auf Palermo




Cefalu liegt über die Autobahn nach Messina nur 40 Minuten von Palermo entfernt. Es wird als Gegenstück zu Taormina an der Nordküste gepriesen. Wenn ich das auch für reichlich übertrieben halte (Taormina hat noch eine ganz andere Klasse), so ist Cefalu doch ein sehr sehenswerter und wunderschön gelegener Bade- und Ausflugsort, der sich auf einer Landzunge an einen hohen Felsen schmiegt - wie ein Kopf ragt sie ins Meer: kephala heißt griech. Kopf“, daher der Name Cefalu. Berühmt ist wiederum ein Dom, der Normannendom von Cefalu. Äußerlich ist er imposanter als der Dom von Monreale, aber innen längst nicht so prächtig und beeindruckend. Er liegt aber toll mitten im Ort und prägt sehr eindrücklich das Bild der hübschen Stadt. Jetzt in der Vorsaison ist es dort gut auszuhalten, im Sommer muss es in Cefalu sehr überlaufen sein. Sehr nett ist der behutsam und naturnah ausgebaute Weg über die Felsen direkt am Meer; da ging ich dann fast alleine, obwohl er nur Minuten unterhalb der Touri-Meile liegt! Ich fand ein hübsches Restaurant mit Balkon zum Meer, und da dachte ich mir: Hier kannst Du in aller Ruhe einen schönen Salat essen und direkt am Mittelmeer sitzen! Gesagt, getan. Leider währte die Ruhe nur wenige Minuten, denn dann kam eine Busladung Touristen, für die reservierte Tische bereitstanden. - Mit der Bedienung dauerte es dann halt etwas länger...



Normannendom von Cefalu


Dann fand ich noch ganz zufällig in einer kleinen bergansteigenden Gasse einen Weg, der hinauf zum Diana-Tempel auf des Felsens Zinne führte. Also kletterte ich da in der Mittagshitze hoch, außer mir fanden sich zu diesem Zeitpunkt nur noch ganz wenige andere Besucher, 5 habe ich gezählt auf der Liste am Eingang, in die man sich eintragen musste (damit sie wissen, wen sie abends unten am Felsen aufkratzen müssen...). Der Tempel war nur Schutt, aber der Ausblick - deswegen hatte ich den Anstieg auch gemacht in der Hoffnung, es würde sich lohnen - war atemberaubend schön! Es hat sich absolut gelohnt. Seht später selbst!

Zum Abschluss der Unternehmungen dieses Tages besuchte ich, zurück in Palermo, daselbst das Museo archeologico, gar nicht weit von meinem Hotel, aber sehr versteckt und schwer zu finden. Da sollten lt. Reiseführer die besterhaltendsten Funde aus Selinunte und anderen antiken Stätten ausgestellt sein. Das war auch so und war deswegen recht interessant, wenngleich das Museum sich von der Präsentation der Schätze weit unter Wert verkaufte. Einige Vitrinen und Räume waren zudem leer, weil sich die Fundstücke derzeit leihweise in der großen Sizilien-Ausstellung in - Bonn befinden! Ich hatte vorher von der Bonner Ausstellung gelesen (FAZ), dachte aber, wozu hinfahren, wenn ich Sizilien live erlebe. Dass mir deswegen nun einiges vorenthalten blieb, machte mich natürlich untröstlich... So musste ich leider meine müden Füße 2 Minuten eher zur nächsten Gelateria lenken („da Marcello“, an der Piazza Domenico), die zwar immer eine Schlange aufweist, die beiden Gelaterias in der Nachbarschaft aber nicht. Ich nahm das gestern schon als Hinweis darauf, dass es hier besonders gutes Eis geben müsse, speziell die Zahl der Schüler, die anstanden, war mir ein untrügliches Zeichen. Es stimmte! Das Gelato dort ist himmlisch!



Cefalu


Heute abend geht es an die Piazza Marina, diesmal endlich in eine schlichte Pizzeria nach dem Gaumenschmaus gestern. Heute ist mir eher „handfest“ zumute, was die Küche betrifft... Es darf dann auch ein ganz einfacher vino rosso sein - man kann hier eigentlich jeden Wein trinken, schmeckt alles bestens. Ja ja, der Alki... ;-)

Morgen gehts zur Schlussrunde nach Catania zurück; ich freue mich auf dies schöne Stadt am Etna, dass ich gerade dort meinen letzten Abend auf Sicilia verbringen kann. Nachtrag: Zwei Italienerinnen, die ich in Cefalu traf und mit denen ich mich auf deutsch unterhalten konnte, schwärmten davon, wie schön doch Cefalu sei - und natürlich Palermo - PALERMO !! Ich habe vorsichtig zugestimmt, aber hinzugefügt, mir persönlich gefalle Catania besser als Palermo. Erstaunter, ungläubiger Blick der Damen zu mir, dann die Antwort: Na ja, Catania, soso, das kennten sie gar nicht, da seien sie noch nie gewesen... was wohl soviel heißen sollte wie „Palermo sehen und sterben.“





Nun, ich freue mich, dass ich mir durch diese wunderschöne Rundfahrt ein eigenes Urteil über Sizilien bilden konnte, und dies Urteil fällt bestens, erstklassig aus. Catania, Siracusa, und auf jeden Fall Trapani sind wahre Schönheiten an sizilianischen Städten. Und Schätze hat diese Insel überreich zu bieten! Wenn dann auch noch das Wetter so wunderschön frühsommerlich mitspielt...

Segesta und Palermo

Mittwoch, 21.05.2008


Mit Erice hatte ich gestern morgen wirklich Glück, denn heute ist es wieder von dichten Wolken umhüllt - gestern abend auch schon. Nachts war es aber klar, denn ich konnte von meiner Terrasse aus gut die Lichter von Erice sehen!

Wenn ich nach Südwesten schaue und ein paar Stufen auf mein Zimmerdach hochsteige, kann ich wundervoll aufs Mittelmeer und die egadischen Inseln blicken. Ist schon toll. Dort überm Meer ist auch der Himmel am blauesten! In Trapani selbst scheint die Sonne.

Ihr könnt nun gerade meine letzten Fotos bestaunen - ich packe schon und fahre dann die Autobahn nach Palermo und mache in Segesta längere Station. Im Landesinneren hängen allerdings Wolken, mal sehen, wie es dann letztlich wird.

Übrigens stimmt der Eindruck von Trapani, dass es etwas Besonderes ist: Anders als in Siracusa und Agrigento ist die Altstadt selber das "Geschäftsviertel": In den alten Häusern und Palazzi befinden sich viele normale und auch sehr noble Geschäfte und Boutiquen. Das macht schon einen besonderen Reiz aus. Die mit Steinplatten akkurat ausgelegten Straßen und Gassen sind hier aber überall, in allen Orten, stets sehr ordentlich und sauber. Das entspricht so gar nicht unserem Vorurteil von Sizilien!



Hafen von Trapani


- abends -

Wieder ein Tag voller Überraschungen! Bei Sonne fuhr ich in Trapani los, aber im Landesinneren quollen doch recht viele Wolken. Zunächst aber führte mich die Straße vom Hafenviertel zur Autobahn direkt an der Lagune von Trapani mit dem Salinengebiet vorbei. Da habe ich natürlich gleich einen Abstecher gemacht und mir nun doch noch im Morgenlicht die berühmten Salinen von Trapani angesehen - auch die schöne und typische, darum oft fotografierte Salz-Windmühle fand ich auf Anhieb und war ganz glücklich, diese alten Anlagen und Bassins, die immer noch zur Salzgewinnung genutzt werden, live und in Farbe zu sehen! Natürlich ist das Gebiet der großen Lagune sehr weitläufig, und es gibt viele Salzmühlen, aber eben eine besonders schöne, und die habe ich gefunden. Der Tag fing wirklich gut an, die Fotos werden es zeigen.



Salzmühle der Saline Culcasi


Dann Segesta. Nicht zu verfehlen, man folge nur den Omnibussen. Offensichtlich war heute großer Schulausflugstag, denn es waren hunderte Kinder unterwegs mit Lehrerinnen usw. An denen war ich aber schnell vorbei. Das Wesentliche von Segesta ist der Tempel, wem auch immer geweiht (man weiß es nicht), es ist der besterhaltene und von je her unvollendete Tempel auf Sizilien, und das kleine, aber besonders schicke griech. Theater, das eigentlich dann ein römisches Theater ist, weil die Römer es zuletzt genutzt haben. „Zuletzt“ ist auch nur eine Vermutung, denn die Geschichte von Segesta, der Bergstadt oberhalb des Golfes von Castellammare, ist sehr wechselhaft gewesen.



Tempel von Segesta



Zuletzt haben nachweislich die Araber und dann noch die Normannen dort Siedlungen bzw. eine Festung gehabt. Das griech. Segesta hatte wie andere siz. Städte auch (ich schrieb es schon) öfters Pech mit seinen Koalitionen; zur Auswahl standen Athen, Syracus, Karthago, Agrigento. Zweimal haben sie auf die Verlierer gesetzt - das letzte Mal war es der Untergang des antiken Segesta. Die Römer haben dann 200 Jahre später wenigstens das Theater wieder auf- und umgebaut. Diese griech Theater liegen immer landschaftlich zauberhaft mit tollem Blick, so auch dieses. Das habe ich so noch nicht gewusst, es muss diese jeweils ausgezeichnete, exponierte Lage eine besondere Bedeutung gehabt haben. Theater in Griechenland hatte eben immer auch etwas mit Religion zu tun. Segesta war also sehr interessant, mehr ist bei Wikipedia nachzulesen.



Teatro Greco Segesta



Einen Fehler hab ich in Segesta gemacht: Da es bewölkt und sehr windig war, als ich ankam, ließ ich meinen breitkrempigen Australo-Hut besser im Auto, wegen der „Segelwirkung“. Ich vergaß aber, dass ich die Sonne anzuziehen scheine, denn als ich durch das antike Gelände stiefelte und kraxelte (Bergstadt!!), schien die Sonne fast in einem fort. So konnte ich tolle Fotos mit reizvollen Wolken machen, um die Trümmerhaufen, - Verzeihung, die antiken Schätze zu präsentieren...





Dann weiter nach Palermo. Also Palermo. Diese Stadt ist genau so, wie Siziliens Ruf: laut, dreckig, heruntergekommen, straßenweise richtig verkommen: eine ramponierte, verblasste Schönheit! Man merkt und sieht zwar, dass inzwischen begonnen wurde, etwas dagegen zu tun, aber was in Jahrzehnten oder Jahrhunderten versäumt wurde, lässt sich so bald nicht sichtbar ändern. Ich bin mehr als 3 - 4 Stunden kreuz und quer in der Altstadt zu Fuß gelaufen, habe alle Sehenswürdigkeiten aufgesucht und immer gehofft, doch noch die schöne Seite von Palermo zu finden. Bisher ist mir das nicht gelungen. Selbst der eigentlich ganz schön gelegene Sporthafen nimmt nur einen kleinen ansehnlichen Uferstreifen ein, dann folgen gleich wieder Ruinen und Baugruben. Die „Prunkstraßen“ (Vittorio Emmanuele und die „Marqueda“) sind enge, sehr dreckige und sehr lange Straßen, an denen sich abschnittsweise Geschäfte angesammelt haben, immer wieder unterbrochen von völlig desolaten Fassaden ehemaliger Palazzi. Wenn hier die Mafia regiert hat, dann hat sie Palermo gründlich abgewirtschaftet. Wie man von Palermo so schwärmen kann (ja, man kann, ich hörte und las davon!), ist mir ein Rätsel. Nur Neapel muss ähnlich schaurig schön sein; Müllberge gibts hier auch genug, habe ich sonst nirgendwo in Sizilien gesehen.



Piazza Bologni



Zum Glück habe ich meine Sizilien-Rundfahrt nicht in Palermo begonnen, was hätte ich dann wohl für einen schlechten Eindruck von dieser herrlichen Insel bekommen! Jede andere Stadt, die ich bisher gesehen habe, ist tausendmal schöner und sehenswerter als Palermo; vielleicht ist nur noch Messina ähnlich, wenngleich viel kleiner, das habe ich darum bewusst ausgelassen. Wenn man also über Messina nach Palermo reist, um Sizilien kennenzulernen, dann kann man nur den schlechten Ruf des „Südens“ Italiens bestätigt bekommen. Zum Glück ist alles andere, was ich von Sicilia gesehen habe, unvergleichlich viel herrlicher und schöner - und das ist der weitaus größere Teil!! [Später Nachgetragen: Mein anfänglicher Eindruck ist doch zu negativ; ich habe nach und nach auch die Schönheit Palermos entdecken können!]



Hauptportal der Kathedrale



Morgen werde ich hier gleich wieder die Flucht ergreifen - tagsüber, und in den nahen Bergort Monreale fahren und ins berühmte Seebad Cefalu, das als Kleinod der Nordküste gilt. Wollens hoffen! Umso mehr freue ich mich dann wieder auf Catania, das einen rühmlichen Schlusspunkt meiner Reise setzen wird

Das Hotel hier liegt sehr zentral und ist völlig ok, sauber und ordentlich. Es hat eine fantastische Dachterrasse! Nur Internet haben sie nicht über WLAN (WiFi), sondern nur am hoteleigenen Terminal neben der Lobby. Das geht zwar auch, ist aber nicht so bequem wie mit dem eigenen Notebook.



Dächer und Golf von Palermo



Gute Speiselokale habe ich allerdings schon entdeckt; für gutes Essen ist also gesorgt, das ist ja auch nicht unwichtig... :-)

Samstag, 31. Mai 2008

Erice und Zingaro

Dienstag, 20.05.2008



Nach einer erquickenden Nacht (ich konnte zwar wegen des Windes die Terrassentür nicht auflassen, aber vorher gut lüften, der Seewind ist frisch, und ich habe hier ja von 3 Seiten Meer) begrüßten mich die Sonne und blauer Himmel, dazu riesiges Mövengeschrei - da sag Du noch etwas gegen Tauben und Elstern! Sie hocken auf dem Gesims der Kirche gegenüber und ersparten mir den Wecker. An Hand der Fotos hast Du wohl schon die Lage meiner Suite gesehen. Selbst das Frühstück war ausnahmsweise reichlich (Italien kennt da nur Café bzw. Cappuccino und Croissants, wie in Frankreich; wenns hoch kommt, gibt es Joghurt): viel Süßes, Gebäck, Kuchen und Patisserie, je südlicher desto süßer das Gebäck und desto schärfer das Essen! Mein Couscous gestern mit grilliertem Fisch war köstlich. Davor Antipasti vom Buffet: Du glaubst gar nicht, was da alles für Köstlichkeiten aufgetischt sind, die ich zwar riechen und mit den Augen bewundern kann, die ich aber nur teilweise identifizieren kann. Schmecken tut alles absolut köstlich! Also von guter Küche verstehen die Sizilianer etwas!

Überhaupt muss ich das Image von Sizilien stark korrigieren. Man verbindet es ja entweder mit dem "Süden", d.h. dem Armenhaus Italiens, oder mit der Mafia. Beides hat sicher irgendwo etwas Recht, aber es prägt nicht das Bild und den Eindruck, den ich gewinne. Da herrscht so viel Schönheit und Eleganz, reiche Geschichte und ansprechende Gegenwart. Hier in Trapani ist die Altstadt wunderschön hergerichtet, gestern im nächtlichen Lampenlicht sah es fast wie eine Illumination aus: die verzierten Portale und Fassaden den Palazzi und Patrizierhäuser sind beeindruckend. Dazu die Sauberkeit und die Ordnung, die sie haben, die entsprechen so gar nicht unserem Cliché von Sizilien. Da ragt Trapani sogar über alle Städte hinaus, die ich sonst gesehen habe.



Erice



Heute geht es in die Berge nach Erice, dem berühmten mittelalterlichen Bergdorf ganz der Nähe (es führt auch eine Seilbahn hinauf auf die 700 m Höhe der Ortslage) und weiter ins Inselinnere nach Segesta mit ihren Tempelanlagen und Theatern. Das norditalienische Tiefdruckgebiet lässt es nicht nur in Süddeutschland regnen und schneien, wie mir Bruno schrieb (das Engadin sei wieder ganz weiß!), sondern führt hier nach Süden einen recht frischen Wind mit; das ist eigentlich recht angenehm.


- abends -

Heute gabs eine Programmänderung. Das Gute ist ja: Ich beschließe selber darüber. Generell brauche ich hier nie zu überlegen, was ich an diesem Tage machen soll, sondern vielmehr: was ich unterlassen, was ich auslassen soll. Es gibt so viel zu sehen, dass ich sowieso nur eine Auswahl treffen kann.

Zuerst also Erice. Auf den Fotos gestern ist auf einem Bild von meiner Dachterrasse aus ein wolkenverhangener hoher Berg zu sehen. Dort oben liegt ERICE. Als ich heute da oben war, gabs natürlich keine Wolken, sondern strahlende Sonne. Schon die Auffahrt war ein Erlebnis: eine sehr kurvige Straße, die praktisch von 0 auf 700 m hinaufführt: der Blick wird von Kurve zu Kurve besser! Ich war so früh dran (wenig nach 9 am), dass ich in aller Seelenruhe fahren, schauen und auch gelegentlich zum Fotostopp anhalten konnte. Oben war es dann noch reichlich frisch, aber die Sonne half. Was es dort Fantastisches zu sehen gibt, zeigen die Bilder: sowohl im malerischen Bergort selber mit Kirchen und Burgen, als auch die Ausblicke!!! Wahnsinn. Zur Hochsaison soll es dort bersten vor Menschen, die Straße hinauf und hinunter immer verstopft. Damit hatte ich keinerlei Problem: Ich war noch fast allein im Ort, erst nach und nach kamen vereinzelt Tourbusse: viele Franzosen und Holländer, auch Deutsche natürlich.



Golf von Bonagia


Überhaupt trifft man wenig Einzelreisende, ich meine mit eigenem Auto oder Mietwagen. Meist sind es Bustouristen. Da gibt es kaum Kontakte. Auch hier im Hotel sind nur wenige Gäste: Italiener und Franzosen, ach ja, ein US-amerikanisches Paar ist noch da, wie ich beim Frühstück feststellen konnte. Wie überall in Trapani (gesprochen übrigens "tráppani") herrscht auch hier im 4-Sterne-Hotel "Zucht und Ordnung": Frühstück gibt es zwischen 8 und 9, Toleranz 15 Minuten, steht groß auf einem Zettel Zimmer!

Im Anschluss an Erice fuhr ich nicht nach Segesta weiter (liegt an der AB nach Palermo, mache ich morgen), sondern in den wildromatischen Naturpark ganz im Nordwesten, in den Zingaro-Nationalpark. Es ist einer der ersten Nationalparks überhaupt gewesen auf Sizilien, schreibt der Reiseführer. Dort hinein bin ich knapp 2 Stunden gewandert: fantastisch! Sonne, Meer, Blumen, Düfte, wilde Küste - und noch relativ wenig Menschen: parken kein Problem; das soll im Sommer dann ganz anders sein!



Von dort bin ich dann in einem Bogen um den Park herum an den nordwestlichsten Zipfel Siziliens gefahren, nach San Vito do Capo. Eigentlich erwartete ich nur ein verschlafenes Nest auf einem Felsen am Ende der Welt, vielleicht noch einen Leuchtturm. Was ich vorfand, war ein wunderhübsches, ansehnliches Seebad in einer langgezogenen Bucht mit tollem Sandstrand! Im Sommer muss es dort überlaufen sein, denn von Palermo ist es nur 1 Stunde entfernt, und von Trapani noch weniger. Sandstrand ist an der Nordküste eher selten! Ich traf es natürlich ruhig dort an, mitten in der Woche im Mai. Den Leuchtturm gab es aber auch, seht nachher selbst. Ich konnte noch bei Sonne einige Fotos machen, dann zog es bei stürmischem Wind schnell zu. Auf der Rückfahrt nach Trapani (45 min.) gab es einen kräftigen Schauer - störte mich da nicht mehr. Jetzt sitze ich an der offenen Dachterrasse, und die Sonne scheint wieder!! So soll das sein...



Zingaro Naturpark


Jetzt ruhe ich ich aus, bin ganz schön geschafft. Abends gibt es wieder etwas Gutes, ich habe noch ein weiteres Restaurant in der Nähe ausgemacht und mich gestern dort angemeldet; das ist hier nämlich besser so: Trapanesen gehen offenbar auch sehr gerne essen!

Auch hier im schönen Trapani könnte ich es gut noch länger, viel länger aushalten. Die Egadischen Inseln liegen direkt ja vor der Haustür!! Und die Salinen habe ich heute wenigstens von oben gesehen! Morgen geht es also über Segesta nach Palermo, schon fast meine letzte Station!



San Vito do Capo

Selinunte und Trapani

Montag, 19.05.2008



Das war ein bisher schon langer und erlebnisreicher Tag. Ich hatte gestern gar nicht davon geschrieben, dass heute noch ein Highlight der Altertümer anstand: SELINUNTE, die älteste südsizilische Stadt, Blütezeit vom 7. bis 4. vorchr. Jhdt.: 409 v.Chr. wurde sie endgültig zerstört und aufgegeben. Den Rest besorgten später zwei größere Erdbeben, die übrigens im 14. Jhdt. n. Chr. fast alle Tempelanlagen auf Sizilien in Trümmer legten.

Selinunte ist auch ein einziges Trümmerfeld, aber die Trümmer sind schon kolossal! Ein halber Tempel steht auch noch. Dafür ist die Anlage der Akropolis wunderbar zu erkennen und sehr lohnend zu begehen. Man sieht die Quartiere, Hauseingänge, Stadtstraßen, Brunnen, Wasserleitungen und viele Einzelheiten mehr. Man stellt sich vor, man ginge durch eine Stadt, die eben noch bewohnt war, die dann aber ein Hurrikan eingeebnet hätte....



Selinunte



Selinunte hatte Pech: zweimal stellte es sich auf die falsche Seite, einmal auf die der von Syracus vernichtend geschlagenen Athener (im ersten peloponnesischen Krieg), dann später auf die Seite von Syracus, das dann Karthago unterlag. Da haben die Tempel nicht viel genützt. Die Römer haben noch einmal eine Besiedlung versucht, aber die damaligen Trümmer müssen schon abschreckend genug gewesen sein: Es wurde nichts rechtes draus. Lebendige Geschichte!



Akropolis





Es war in Selinunte noch sehr heiß, fast stechend, und schon stark dunstig. Ab spät mittags zog es dann völlig zu, so dass ich geradeswegs nach Trapani fuhr, ohne noch an den Salinen auszusteigen: vielleicht morgen. In Trapani zeigte sich mir Sizilien von der feuchten Seite: Es schauerte und stürmte. Ich bezog mein luxuriöses Hotel in der Altstadt (ich habe eine eigene Dachterrasse mit Blick über die Dächer von Trapani bis auf die Berge - Expedia bewährt sich wieder einmal!) und machte mich dann dennoch auf den Weg, Trapani zu erkunden. Dabei geriet ich zuerst noch bei trübem Wetter in ein ziemlich heruntergekommenes Hafenviertel jenseits der Piazza Garibaldi (nach dem Befreier der Königreiche von Neapel und Sizilien von bourbonischer Herrschaft), das zu hässlich war, als dass es malerisch hätte sein können. Ich war schon sehr enttäuscht von Trapani und der Lage meines Hotels, bis ich dann in die andere Richtung auf der Halbinsel landeinwärts ging, und da enthüllte mir Trapani seine Pracht: eine stolze, einmal sehr reiche Handelsstadt offenbar! Prächtige Palazzi, eine Unmenge Kirchen, sehr viel Restauriertes und natürlich auch noch viel Altes: solch eine alte Stadt (Trapani gelangte unter den Arabern zur ersten Blüte, also im 9. Jhdt.) ist ja ein Fass ohne Boden, wenn man ans Restaurieren geht. Die aus den Gassen und Gebäuden sprechende Geschichte macht ja gerade den Charme einer solchen Stadt aus.

Und was geschah dann? Die Sonne kam wieder heraus, und jetzt ist strahlend blauer Himmel, es verspricht ein wunderschöner Abend zu werden. Ein gutes Ristorante habe ich auch schon entdeckt - was will ich mehr?

Leider mussten meine müden Füße einige Wege doppelt gehen, denn ich wollte doch die prächtigen Fassaden der Palazzi nun auch im Sonnenschein ablichten!



Corso Vittorio Emmanuele



Heute ist es mir gelungen, endlich ein Gelato zu verspeisen: gestern hatte das ja wegen der langen Schlangen vor den unzähligen Gelaterias nicht geklappt: Eis ist hier ein Lebensmittel wie andernorts ein Bier! Man isst es hier so wie ein "Hamburger": in ein aufgeschnittenes süßes Milchbrötchen (brioche) wird je nach Wahl eine Unmenge Eis gestrichen, bis man "finito" ruft. Dann hat man ein halbes Pfund Eis und eine echte Zwischenmahlzeit so gegen 5 p.m., wie es hier viele tun. Dies köstliche Eis isst sich allerdings auch genauso schwierig wie ein Hamburger: es kleckert und tropft, wenn man nicht schnell genug is(s)t!

Jetzt mache ich mich an die Fotos, steige in mein Jacuzzi und mache mich dann fertig fürs Dinner!



Über den Dächern von Trapani



Internetzugang ist hier wieder ganz bequem mit WLAN und frei.


Ich habe wirklich vorzüglich gespiesen (und natürlich Wein getrunken - man wird hier glatt zum Säufer), heute war es am besten, dabei habe ich jeden Abend bestens diniert! Sizilien hat da wirklich etwas zu bieten, man hat seine helle Freude an dieser schönen Insel. Ich bin ebenfalls überrascht, wie prunkvoll, reich, sauber und gepflegt hier die Städte wirken, besonders Siracusa und jetzt Trapani. Trapani ist überhaupt die Spitze: So viel gediegenen Wohlstand habe ich hier sonst kaum je gesehen: in den Gassen nur Nobelgeschäfte!! Entsprechend ist die Gastronomie, nicht ganz billig, da war Catania "billiger". Wer hat schon je etwas von Trapani gehört? Das sollte sich ein Norditaliener einmal ansehen: Sizilien braucht sich nicht zu verstecken!!





Viva Sicilia!

Freitag, 30. Mai 2008

Im Tal der Tempel

Sonntag, 18.05.2008



Da bin ich nun schon in Agrigento - was gibt es nicht alles zu sehen! Gestern war ich in Siracusa - total beeindruckend, ein paar Bilder folgen gleich. Dann gab es eine lange Autofahrt durch das südwestliche Sizilien nach Agrigento. Die in der Karte verzeichnete Autostrada gab es noch nicht, so dass die Fahrzeit etwas länger wurde. War aber Tolles zu sehen im Vorbeifahren: Ragusa und vor allem das malerisch gelegene Modica, die Küste ist dort weniger attraktiv. Bilder gibts von der Fahrt keine, da ich mir keine Fotostopps erlaubte: Sonst wäre ich erst nachts in A. angekommen!

Hier gibt es nun gleich viele Tempel zu sehen, hab sie schon gestern im Abendlicht bewundert. Ich denke, heute gibt es später noch einen längeren Bericht.




Agrigento am Morgen


- abends -

Agrigento. 15:30 Uhr. In der Sonne ist es so heiß (im Schatten allerdings nur 26°), dass man ab 14 Uhr besser drin sein sollte. Nur dumme Touristen wie ich latschen dann noch durch die Straßen der Altstadt von Agrigento, ansonsten ist es ausgestorben. Ich glaube, nachts um 2 Uhr ist hier auf den Straßen mehr los als mittags um 2: Siesta, Ruhe, Pause. Streunende Katzen und Hunde verlassen den Schatten nicht, wenn man vorbeikommt. Aus den Häusern in den engen, steilen Gassen (A. liegt auf einem hohen Felsrücken) dringen unterschiedliche Laute: muntere Pop-Musik der Jugend, dann sehr ruhige Melodien, passend zu früh-nachmittäglichen Liebesspielen (Sonntag!); etwas weiter oben rennt eine junge Frau laut schreiend aus dem Haus: "Papa, Papa!" höre ich immer. Ihren Ehemann hört man im Hintergrund schimpfen und schreien, vielleicht hat er sie auch nur ein bisschen verprügelt, und sie will nun zu Papa, überlegt es sich aber und kehrt ins Haus zurück, wo das Gezeter weitergeht. Ich gehe auch weiter; es ist also das ganz normale Leben, was man da zwischen den engen Häusern mitbekommt!




Altstadt auf dem Berge


Die Altstadt oben auf dem Felsen ist durchaus interessant, aber an Siracusa, Modica oder Catania kommt das nicht heran. Immerhin hat die Kirche etwas von den Heiden gelernt: Man muss den höchsten Punkt besetzen, höher als die Tempel auf dem Nachbarhügel: Ganz oben in der Altstadt auf dem höchsten Punkt thront der Dom.

Stichwort Tempel: derentwegen kommt man ja nach Agrigento: zum Valle dei Templi. Das ist wirklich imposant und "hat was". Drei große Tempelbauten stehen dort bzw. die Reste davon: der Herkules-Tempel, fast nur noch Ruinen, der Concordia-Tempel, weitestgehend erhalten / aufgebaut; der Tempel der Göttlichen Juno / Hera. Sie liegen wie Perlen auf der Schnur entlang eines Höhenrückens - von wegen "valle": Hügel! Sie stammen aus dorischer Zeit, also aus dem 6. - 4. Jhdt. vor Chr. Sehr imposante Ruinen, denn das sind es natürlich, auch wenn man einiges wieder aufgebaut hat. Früher stand man der Vergänglichkeit etwas gelassener und vor allem praktischer gegenüber: Viele der Tempelsteine wurden im Mittelalter und später beim Ausbau des Hafens verwandt, und sind daher, wie man heute sagt, "unrettbar verloren". Als ob nicht alles einmal verloren und vergangen ist, wir inklusive. Als ich vom Berg der Tempel mich umschaute, fielen mir die vielen neuen Verkehrskreisel auf, die man entlang den Umgehungsstraßen um Agrigento findet. Spätere Generationen werden dann vielleicht von uns Heutigen als Besonderheit sagen: Sie konnten schon Kreisverkehre bauen; man erkennt es deutlich an den komischen Eiern in der Landschaft... :-)




Tempel des Herakles


Da ist die Hinterlassenschaft der Griechen, dann der Römer, die dazwischen natürlich auch noch ihre Tempel und Totenstädte gebaut haben, und der Byzantiner schon sehr viel eindrucksvoller. Die Kostbarkeiten, die man allenthalben gefunden hat und noch findet (halb A. besteht aus aktuellen Ausgrabungsstätten), sind im neu angelegten Museo archeologico sehr informativ zu besichtigen. Ich kann euch jetzt einen kleinen Vortrag über Einzelheiten dort halten, denn ich habe sie alle in englisch, französisch, deutsch und italienisch erläutert bekommen. Es war also besonders im Museum nicht ganz leicht, zwischen den Tourbus-Trupps und ihren lautstarken Guides durchzukommen. Ich war nur froh, dass ich da nicht wie all die Tour-Schafe geduldig stehen und alles anhören und über mich ergehen lassen musste: mit einigen "excuse me", das ja klingt wie "sciusi", und "pardon" kam ich dann irgendwie durch. Anfangs habe ich für einige Sekunden die Tour-Touristen beneidet: Nach dem Frühstück nichts weiter nachzudenken und planen zu müssen, sondern einfach der Reiseleitung hinterherlaufen, Ticket fertig in Empfang nehmen, sich natürlich nicht um die Anfahrt und die Parkplätze kümmern zu müssen und weitere solche Kleinigkeiten. Das muss ich ja alles selber für mich organisieren. Aber als die Hammelherde dann immer in Trupps zusammenstehen und ermüdet den Guides lauschen sah, da wusste ich wieder definitiv: Ich hatte die bessere Wahl getroffen. Ein weiterer Vorteil war, dass ich lang vor den Touris im schattigen und sehr luftigen Pinien-Café des Museums draußen mich in aller Ruhe erquicken konnte mit Café und Hörnchen: Als die Massen kamen, war ich schon wieder weg!

Mich haben viele Details sowohl der gewaltigen und großzügigen Tempelanlagen als auch der im Museum ausgestellten Artikel beeindruckt. Die Tempel und ihr Kult waren ja Teil des Alltages der Menschen vor 2500 Jahren; sie habe dort gehofft, gebetet, gefeiert, geopfert, gehurt, gesoffen und gelitten. Aber es war ihr Leben. Das Schönste war da gerade gut genug für die Götter und ihre "Diener" auf Erden: die Vasen, Schalen und Reliefs in feinster künstlerischer Ausfertigung, fantastisch. So etwas aus Stein und Alabaster kann heute keiner mehr anfertigen. Ich stand vor einem römischen Kindersarkophag aus Marmor um die Zeitenwende herum. Umlaufend um den Steinsarg war die Abschiedsszene dargestellt: die weinenden Eltern und Geschwister um den auf einem Sofa aufgebarten vielleicht 13 jährigen Kinderleichnam; daneben die Lehrer und Mitschüler (wie der Text erläuterte), an den Seiten die Geburt, Waschung und Namensgebung des verstorbenen Kindes. Natürlich konnte das nur reicher Leute Kind sein. Aber das menschliche Leid, was dort zum Ausdruck kam und künstlerisch vollendet festgehalten war, das übergreift Arm und Reich und überdauert die Zeiten: Die Menschen damals sind uns existentiell völlig gleich - das wurde mir sehr eindrücklich bewusst. Eigentlich ist der Unterschied der Zeiten gar nicht so gravierend. Ok - SIE bauten Tempel, WIR Kreisverkehre...




Tempel der Juno



Der hiesige Philosoph, über den es hier viel zu lesen gibt, ist übrigens Empedokles; Näheres in der Wikipedia. Ihm zu Ehren heißt der benachbarte uninteressante Industriehafen Porto Empedocle. Es gibt zum Teil schon merkwürdige Namensgebungen...

Ich hoffe, die Bilder vermitteln einen weiteren Eindruck vom wirklich schönen Agrigento! Ich gehe nachher aber nur noch an den Strand von San Leon, dem Stadtteil am Meer, in dem mein Hotel liegt. Es liegt sehr günstig und ist durchaus in Ordnung: nicht exklusiv, aber sehr sauber und ordentlich und vor allem freundlich! also auch weder empfehlenswert, zudem preiswert. Morgen geht es dann gleich weiter zum westlichsten Zipfel Siziliens, nach Trapani und den berühmten Salinen!

Siracusa

Samstag, 17.05.2008




*** Siracusa *** ist eine tolle Stadt mit einem sehr schönen archäologischen Park, in dem man das riesige griechische Theater (es fasste einmal 15.000 Besucher!) und die sagenumwobenen Steinbrüche (Latomien) und Grabhöhlen bewundern kann. Ein besonderes Highlight ist die Altstadt auf der Halbinsel Ortigia: Die Gebäude, in dem hellen Sandstein erbaut, strahlen eine beeindruckende Eleganz aus. Die Piazza Duomo ist eine wirkliche Pracht und lädt zum ausgiebigen Verweilen ein - gute Cafés finden sich dort gleich bei der Hand... Der Rundgang durch die Altstadt offenbart dem Besucher auch die arabische Geschichte von Syracus, dessen Berühmtheit allerdings in der Zeit des Hellenismus begründet wurde. Archimedes entwickelte dort nicht nur sein mathematisches Genie, sondern konstruierte auch neuartige Verteidigungsmaschinen, die dabei halfen, den anstürmenden Römern standzuhalten. Es nützte letztlich nichts: Rom siegte - und Archimedes wurde getötet. Da war die leuchtende Geschichte von Syracus zu Ende, die immerhin in Konkurrenz zu Athen und Carthago fast zum Gipfel der Macht in hellenistischer Zeit geführt hatte.




Piazza Duomo



Heute erinnert nur weniges an diese alte ruhmreiche Zeit. Dafür präsentiert sich Siracusa dem Besucher aber dennoch in eleganter Schönheit, die sich ihrer Geschichte bewusst ist.




Teatro greco